Xavers Tage

Hallo, ich bin Xaver, ein kleiner schwarzer Vierbeiner, und muss zum ersten Mal in meinem Leben, fern von meiner Hundemama Ferien machen. Ich weiß nicht wie Menschen so eine Trennung empfinden, aber mir ist es nicht leicht gefallen. Zumindest einen richtigen Abenteuerurlaub mit wandern, bergsteigen und vielen anderen spannenden Dingen hatte man mir versprochen. Und für all das, wollte man mir einen quirligen Coach zur Seite stellen. Ich will ja nichts klagen, aber auf den ersten Blick hatte ich eher das Gefühl, dass mein vermeintlich sportlicher Urlaubsbegleiter die fittesten Jahre schon hinter sich hat. Nach ein paar Tagen muss ich aber sagen, so schnell wie gedacht, macht der gar nicht schlapp, selbst wenn es mal knackig die Berge hochgeht. Und er kennt sich perfekt aus. Immer wenn ich glaube seinen Plan zu durchschauen, biegt er plötzlich in irgendwelche geheimnisvolle Pfade ab. Besonders cool finde ich aber, dass ich bei ihm kein Männchen machen muss. Wir zwei lernen nur fürs Leben, schließlich sind Schulferien, hat er mir schmunzelnd erklärt. Dafür verrate ich auch niemand, dass es meinen Laufkollegen bei unserem letzten Ausflug ziemlich zerlegt hat. Nach dem meine „Mama“ mich wieder abgeholt hatte, lobte man übrigens meinen Feriencoach dafür, dass ich unter seiner „Fuchtel“ so fit und schnell geworden bin. Kein Wunder, denn wir waren auch rund 100 Kilometer zusammen unterwegs.

Ansonsten geht es in meinem Urlaubsquartier ähnlich unspannend zu wie zuhause. Es wird viel geschlafen. Am Nachmittag teile ich die Couch mit meiner Urlaubsoma. Eigentlich hatte man mir sogar mein gewohnten Körbchen mitgegeben. Zum heimisch fühlen, hatten sie gesagt. Es lässt sich richtig gut aushalten, ohne das ständige nörgeln zuhause an meinen vielen Eskapaden. Denn das allerschönste an diesen Ferientagen ist, ich kann mir nahezu alles erlauben. Niemand schimpft mit mir oder schaut mich böse an. Ich war fast gerührt, wie die zwei Alten beim Abschied meiner Chefin versprochen hatten, besonders gut auf mich aufzupassen. Selbst beim Abendessen haben meine Gastgeber gehorsam darauf verzichtet, mir etwas von ihren Leckereien abzugeben. Fast immer, jedenfalls. Habe mal so heimlich im Familienkreis gelauscht, und gemeint gehört zu haben, dass ich hier wohl noch oft Ferien verbringen soll. Nicht weitererzählen, aber ich freue mich drauf.

 

Hans Pertsch September 2024

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