Mein erster Berglauf
Der Donnersberg ist mit 687 m der höchste Berg der Pfalz. Eher unscheinbar steht er mit seinem weit auslaufenden Buckel in der Hochregion. Wer glaubt, die flachen Hänge empor zu rennen sei ein Kinderspiel, wird eines Besseren belehrt, denn die 418 m Höhendifferenz sind auf der 7,2 km langen Distanz in heimtückischen Scharfrichter-Rampen platziert.
Weite Regionen des Landes waren schon seit Tagen im Schnee versunken und neuerliche Schneeschauer angekündigt. Dass der LC Donnersberg ein reines Asphaltband als Rennstrecke anbieten würde, bis auf den überschaubaren schneebedeckten Schlussanstieg zum Ludwigsturm, wurde wohl nicht erwartet.
Soviel aus dem offiziellen Text zum Lauf, die Wahrheit ist viel grausamer.
Für mich sollte es ein Test sein, ob es überhaupt möglich ist, bei einem Rennen dieser Kategorie mitzuhalten. Unter mitzuhalten verstand ich anzukommen was ich letztendlich auch schaffte. Sogar die Zeit lag knapp unter den eigenen realistischen Vorgaben, nämlich unter 50 Minuten anzukommen.
Der Start erfolgt im Ort Steinbach. Nach vier Kilometern wird die Ortschaft Dannenfels erreicht. Etwas Gefälle und moderate Steigungen sorgen dafür, dass erst 150 Meter an Höhe gemeistert sind. Hier werden die Karten neu gemischt und die Bergspezialisten übernehmen das Kommando.
Auf der verbleibenden Wegstrecke verteilen sich die durchschnittlichen 10 Prozent Steigung keineswegs gleichmäßig. Aus Dannenfels heraus, erfolgt ein unmenschlicher Anstieg den der liebe Gott eigentlich nicht für Läufer gemacht haben kann. Schon beim reinen Anblick bleibt mir die Luft weg. Nach den ersten beiden Kurven spüre ich bereits wie die Kraft nachlässt und der Wille zum weiterlaufen spürbar zusammenbricht. Weggefegt ist der Glaube an gute Kondition und
Durchhaltevermögen.
Als hinter mir eine Walkerin mit mächtigen Schritten zum Überholen ansetzen will ändere auch ich meinen Laufstiel und gehe vom langsamen Springen in schnelles, langschrittiges Gehen über. Zu meiner Überraschung gelingt es meinen Mitläufern
nicht sich dadurch von mir abzusetzen. Nach wenigen Minuten fühle ich wieder mehr Kraft in den Beinen. Im Laufschritt geht es wieder weiter.
Scheinbar endlos zieht sich die Straße erbarmungslos ansteigend Richtung Gipfel. Die letzten 200m haben es dann noch einmal so richtig in sich. Im Tiefschnee, den 346 Läufer vor mir ausgetreten haben, geht es zum Ziel.
Sehr überrascht war ich von der schnellen Regeneration im Zielbereich. Schon nach wenigen Minuten hatten sich Herz und Puls normalisiert. Auch die Beine waren sofort wieder funktionsfähig sodass ich die Laufstrecke in umgekehrter weise Richtung noch einmal den Berg hinab gelaufen bin.
Für 2005 habe ich vor noch drei dieser Bergrennen zu laufen. Mein Respekt vor den Bergen ist unverändert geblieben. Aber ich will und werde ihre Gipfel erlaufen.
„Fürchte dich nicht vor dem langsam vorwärtskommen, fürchte dich nur
Vor dem stehen bleiben.“ (Chinesisches Sprichwort.)
Hans Pertsch 2005