Kopfkino

Mein Kopfkino

 

„ Mein Kopfkino hätte ein Oscar verdient“, erzählte mir neulich eine gute Bekannte, und merkte wohl sofort, dass sie mit diesem Spruch soeben auch mein Kopfkino in Schwung versetzte. „ Hatte nichts mit Dir zu tun", fügte sie umgehend hinzu, was mich gleichermaßen beruhigte wie auch enttäuschte. Aber der Spruch hatte mich so fasziniert, dass er mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf ging.

Was ist Kopfkino? Eigentlich ist es nichts anderes, wie die bildliche Darstellung der eigenen Phantasie. Ein Film voller Wunschdenken der nur für sie gedreht wurde. Ob romantisch, lustig oder abenteuerlich bestimmen sie selbst.

Ich jedenfalls, freute mich damals auf den Abend. Denn schnell versank ich in der Welt des Kopfkinos und tauchte in einen Berglauf ein, der dieses Jahr wegen der Corona Pandemie ausgefallen ist. Hellwach und trotzdem träumend lag ich im Bett, hörte das Echo des Startschusses das die Berg dumpf zurückwarfen, und spürte wie bei der ersten Steigung mein Pulsschlag heftig ansteigt. Irgendwann verlor ich aber den Faden und ergab mich friedlich meinem Schlaf. Bis zu meinem Filmriss hätte ich morgens am Frühstückstisch noch jedes Detail exakt erzählen können.

Machte ich aber nicht, denn es war ja mein ganz persönliches Erlebnis. Aber sollte es mit dem Start im nächsten Jahr real klappen, bin ich dank Kopfkino schon bestens vorbereitet.

In wie weit ein Kopfkino auch krank und süchtig machen kann weiß ich nicht. Ich jedenfalls habe mich inzwischen in diese, schönen Träume verliebt. Da Urlaub zur Zeit kaum möglich ist, reise ich momentan in Illusionen durch die Lande. Ob ein Chianti am Gardasee oder ein Enzian am Gipfelkreuz, meine Lebensfreude bleibt dadurch ungebrochen. Und welchen Partner sie mit auf ihre ganz persönliche Reise nehmen, bestimmt ausschließlich der Regisseur ihres Kopfkinos. Viel Spaß und gute Reise.

 

Hans Pertsch November 2020

 

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