Ich glaube an nichts mehr

Manches Mal fällt es mir schwer zu glauben was ich gerade sehe oder höre. Ich gehe dann geistig ein Schritt zurück und versuche es neu einzuordnen. Wie beispielsweise wenn ich lese, dass es Menschen gibt die im Netflix Programm nach Fernsehshow suchen, die Tipps dazu geben, wie man richtig aufräumt. Das Problem dabei, sagt man, es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis die richtige Show gefunden ist, sodass gar keine Zeit mehr bleibt, das Erlernte in die Tat umzusetzen. Normalerweise würde ich jetzt etwas über Sammler von Kochrezepten schreiben, aber da könnte der Verdacht aufkommen, ich spotte über die Sammelleidenschaft meiner Frau. Mache ich aber nicht, denn viel zu sehr hat mich der Rüffel eines PZ Lesers getroffen, der einen meiner fiesen Seitenhiebe viel zu erst genommen hat.

Aber glücklicherweise habe ich ja einen großen Familien- und Bekanntenkreis, von denen einige vorzüglich zu diesem Thema passen. Wer heute etwas machen will, in dem er keine tägliche Routine hat, kommt scheinbar an einem You Tube Erklärfilmchen nicht vorbei. Was früher der Opa mit zwei, drei Handgriffen erledigt hatte, wird heute detailliert Schritt für Schritt in Wort und bewegten Bildern erklärt. Da auch doppelte Linkshänder zu den Lernwilligen gehören, kann sich die Sache dabei schon einmal in die Länge ziehen. Über 600. 000 Aufrufe gibt es zum Beispiel zum Thema „wie man einen Autoreifen wechselt“, einige 100.000 brauchten eine Anleitung über das „richtige ölen einer Fahrradkette“, und gleich zwei Millionen waren sich ohne den You Tube Kanal nicht sicher, wie ein „gutes Nutella Brot geschmiert wird“. Übrigens, zu meiner Zeit gab es von „Reader’s Digest“ ein Buch mit 1000 Tipps für Heimwerker. Das Handicap, fast nie war das Gesuchte dabei.

 

Hans Pertsch Mai 2024

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