Normalerweise verspüre ich auf den letzten Metern eines Laufes nur das freudige Gefühl es gleich geschafft zu haben. Dieses mal, beim Silvesterlauf in Forchheim bei Karlsruhe, am letzten Tag des Jahres, ist mein Inneres dagegen ziemlich aufgewühlt. Denn es sind die allerletzten Schritte in meiner bisherigen Altersklasse, in die ich mich die letzten Jahre verliebt hatte. Bei der Generation 60 + ging es immer locker zu, alles konnte man, nichts musste man mehr. Nun sollte aber der allerletzte Hauch von Jugend enden, und ich künftig der Seniorengruppe M70 angehören. Ich spüre deutlich, der Lack ist ab.
Die meisten Jahreswechsel haben für das Läufervolk keine große Bedeutung. Man hakt es entweder als ein erfolgreiches Jahr ab, oder bei weniger guten Erinnerungen, streicht man es einfach aus dem Gedächtnis. Und wenn alle 5 Jahre die Zeit gekommen ist, die Altersklasse zu wechseln, nimmt man es als gegeben hin. Basta. Jüngere Läufer scherzen sogar oft darüber, künftig eine neue Altersklasse aufmischen zu dürfen. Für die Rentnergeneration dagegen, wohl eher ein Zeitpunkt die Schrittgeschwindigkeit langsam dem Alter anzupassen.
Obwohl, heute wäre es schon ein erheblicher Vorteil gewesen, in der neuen Altersklasse zu starten, denn dann wäre ich als Dritter endlich mal auf dem Treppchen gestanden. In der M65 dagegen, reichte es nur für einen bescheidenen letzten Platz. Schon verlockend, mangels altersgemäßer Mitläufer zumindest theoretisch, auf die alten Tage nochmals eine Vitrine voller Pokale ansammeln. Aber wohl eher ein Wunschdenken. Denn eine ganze Riege von unverwüstlichen und lang gedienten M70er Senioren hat kaum vor, den jungen Neuankömmlingen freiwillig des Feld zu überlassen. Ganz langsam spüre ich doch ein wenig Vorfreude, auf eine spannende, neue Zeit.
Hans Pertsch Januar 2022