"Entschuldigung, ist hier noch ein Platz frei", frage ich an einem Tisch an dem bereits drei Männer sitzen. Freundlich nimmt man mich in der Runde auf.
Gespannt lausche ich was in einer Männerrunde so gesprochen wird. Wer jetzt glaubt, dass das weibliche Geschlecht oder der Fußball eine Hauptrolle spielen, der täuscht sich gewaltig. Nicht mal eine Nebenrolle nehmen sie ein. Die Herren von heute diskutieren übers Kochen. Und das mit aller Inbrunst.
Ich erkenne sehr schnell, es ist nicht der Kick des Rollentausches sondern es ist Hingabe, vielleicht sogar eine Art von Berufung die meine Tischkollegen hier bewegt.
Mit offenem Mund höre ich von "Gaumengeschmacksexplosionen" die von Gewürzen erzeugt werden sollen, deren Namen ich bis dato noch nie gehört habe.
Am liebsten würde ich mir Notizen machen um zuhause ein bisschen mit meinem neuen Wissen prahlen können. Aber ich verkneife es mir. Reiben, schneiden oder pressen, für alles gibt es super moderne Geräte. Und wie mehr ich der Unterhaltung folge wird mir klar, Männer scheuen keine Kosten was die Technologie in der Küche betrifft. Ein Thermofix vom Discounter ist die Vorstufe zur Majestätsbeleidigung und der neuste Hochleistungsmixer ist ein Allesfresser und schon nahezu mit einem Gartenhäcksler vergleichbar.
Am meisten imponiert hat mir jedoch der Vortrag von einem meiner Kochhelden über die neue Methode des rückwärts garens. Ein Staubsaugervertreter von Vorwerk hätte das nicht überzeugender rüberbringen können. Alleine der Satz, dass bereits nach dem ersten Biss so eines Steakes, Frauen vor Entzückung in Tränen ausbrechen, lässt in mir für Sekunden den Gedanken aufkommen, selbst zum Sternekoch zu werden. Aber das Revier der Küche ist ja zuhause bereits fest vergeben.
Hans Pertsch, April 16