Am frühen Morgen

Am frühen Morgen

 

Es ist früh am morgen, eigentlich viel zu früh für mich um klare Gedanken zu fassen. Was um alles in der Welt treibt mich denn um diese Zeit schon an die Tasten meiner Schreibmaschine. Es ist der Hochsommer und die weit geöffneten Fenster in der ganzen Wohnung lassen mich am regen Leben meines sonst so beschaulichen Ortes teilhaben.

 

Fast lautlos war da schon vor Stunden unser Zeitungsträger am Briefkasten. „Armer, reicher Mann“, denke ich, „ und das jeden morgen und nicht nur wenn die Sonne am Himmel blinzelt.“ Etwas ungestümer geht es dann schon zu, wenn die Müllabfuhr durch die Straßen rauscht. Die fitten Jungs spurten in einem Tempo von Haus zu Haus das mich nahezu atemlos macht. Im gleichen Tempo ist aber auch ein rüstiger Rentner unterwegs, der den fast noch rollenden Mülleimer schnappt, um ihn schnellstmöglich wieder an seinen angestammten Platz zu stellen. Ordnung ist das halbe Leben.

 

Endlich höre ich auch das vertraute Geräusch des quietschenden Garagentores am anderen Ende der Straße wieder . Zwei Wochen war der Nachbar in Urlaub, wie habe ich die wohlklingenden Töne in dieser Zeit vermisst.

Am meisten begeistert mich jedoch ein neuer Nachbar. Ein junger Fuchs hat sich irgendwo unter gemietet und kreuzt die Wege nach Belieben. Aber er ist der Meister der Unzuverlässigkeit und so ist er mir immer noch nicht vor die Fotolinse gelaufen.

 

Bald wird der rollende Bäcker in der Straße auftauchen und mit seiner Fanfare die nächsten Lebenszeichen setzen. Spätestens dann ist es vorbei mit der Nachtruhe.

 

Hans Pertsch Juli 2017

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